Jedes Nahrungsmittel kann als Medizin eingesetzt werden
In der TCM wird keine regelrechte Unterscheidung zwischen Nahrungsmitteln und Arzneien getroffen. Die Grenzen hierfür sind fließend.
Jedes Nahrungsmittel kann medizinisch eingesetzt werden, denn jedes Nahrungsmittel verfügt über eine bestimmte pharmakologische Wirkung. Ausnahmen sind denaturierte Nahrungsmittel, die auch keine Lebensmittel mehr sind, da sie über keinerlei Lebensenergie (Qi) mehr verfügen, und der Körper mehr Energie dafür benötigt sie zu verdauen, als er davon an Energie gewinnt.
Qi wird meist als Lebensenergie oder Lebenskraft übersetzt. Ist das Qi in Fluss und genügend davon vorhanden, spricht man von Harmonie und Gesundheit. Stagniert es oder liegt ein Mangel vor, treten Beschwerden und Krankheitsbilder auf.
Die medizinale Wirkung von Nahrungsmitteln wird durch ihren Geschmack (süßlich, scharf, sauer, bitter, salzig) und durch ihre thermische Wirkung bestimmt.
Die thermische Einteilung erfolgt in kalte, kühle, neutrale, warme und heiße Nahrungsmittel.
Kaltes und Kühles
Eine kalte thermische Wirkung üben die meisten bitteren Nahrungsmittel auf den Organismus aus, aber auch Zitrus- und Südfrüchte, die in klimatisch heißen Regionen gedeihen, um die dort lebende Bevölkerung abzukühlen. Weiters gehören rohe Tomaten und Gurken, sowie Yoghurt, grüner Tee und Kräuter wie Kresse und Minze in diese Kategorie.
Kalte Nahrungsmittel sollten nur im Sommer und bei schwacher Verdauung oder anderen Beschwerden nur in gekochter Form zu sich genommen werden.
Zu den kühlenden oder erfrischenden Nahrungsmitteln zählen rohes Obst (Äpfel, Birnen, Weintrauben, Beeren) und Salate, die meisten rohen Gemüsesorten (außer Karotten und Fenchel), viele Milchprodukte, sowie Pfefferminztee. Kühlende Nahrungsmittel erfrischen den Körper und sollten hauptsächlich in der warmen Jahreszeit genossen werden.
Rohkost ist sehr gut für Menschen, die ein gutes Verdauungsfeuer haben, deren „Milz-Qi“ gut ist und die generell über ausreichend Qi verfügen.
Rohkost ist auch gut für hitzige Menschen mit rotem Kopf, die eventuell zu Bluthochdruck neigen.
Für Menschen mit schwachem Verdauungsfeuer oder Qi-Schwäche generell ist Rohkost zu kühl. Sie können nicht genug Energie aus der rohen Nahrung beziehen und bekommen Blähungen und andere Verdauungsbeschwerden von zu viel Rohkost.
Für Qi-schwache Menschen, die zum Frieren neigen, eignet sich das Gemüse in gekochter From als Suppen und Aufläufe, nicht aber als Rohkost.
Folge von zu viel Kühlem:
Der übermäßige Genuss von thermisch kühlen oder kalten Nahrungsmitteln schwächt den Verdauungstrakt und führt zu Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall, sowie in weiterer Folge zu Erschöpfungszuständen, Müdigkeit und Eisenmangel.
Wichtig:
Alle kühlenden und kalten Nahrungsmittel können durch Kochverfahren (dünsten, braten, kochen, schmoren, im Backofen backen) und durch wärmende Gewürze in den neutralen oder sogar in den warmen Bereich verschoben werden.
Zum Beispiel kühlen rohe Tomaten den Verdauungstrakt aus, aber auf einem Auflauf im Backofen überbacken sind sie neutral und kühlen nicht.
Warmes und Heißes
Zu den warmen Nahrungsmitteln gehören beispielsweise Rindfleisch, Huhn, Karotten, Fenchel, Hafer, Gewürze wie Rosmarin, Majoran, Basilikum und frischer Ingwer.
Warme Nahrungsmittel können Qi und Blut aufbauen und sollten vorwiegend im Herbst und Winter genossen werden.
Heiße Nahrungsmittel sind gegrilltes Fleisch, Lamm, stark wärmende Gewürze wie Zimt, Nelken, Pfeffer, getrockneter Ingwer, Cayenne und Chillischoten, und die so genannten harten Getränke (Schnäpse), und auch Glühwein durch Zugabe von Zimt und Nelken.
Heiße Nahrungsmittel sollten bei Hauterkrankungen und Allergien, sowie bei Migräne vermieden werden, da die Kapillaren erweitert werden.
Heiße Nahrungsmittel sollten vor allem im Winter eingesetzt werden, aber nicht zu viel davon, da sie austrocknen können. Im Sommer können sie als Hilfe zum Schwitzen verwendet werden. Bei zu viel Schwitzen ist Zitronensaft geeigneter, da dieser kühlt und die Säfte im Körper bewahrt.
Folge von zu viel Heißem:
Menschen, die häufig thermisch heiße Nahrungsmittel in Form von scharfen Gewürzen, zu viel Fleisch oder Alkohol zu sich nehmen, neigen zu:
Bluthochdruck, Hitzewallungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und/oder Migräne, übermäßigem Schwitzen und leiden häufig unter der Sommerhitze.
Neutrale Nahrungsmittel:
Neutrale Nahrungsmittel haben eine ausgleichende, harmonisierende und meist auch erdende Wirkung auf unseren Organismus.
Zu den neutralen Nahrungsmitteln zählen viele Getreidesorten wie Hirse, Gerste, Quinoa, Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Pilze, viele Wurzelgemüse und Nüsse.
Aber auch warmes Wasser hat einen ausgleichenden, harmonisierenden Effekt.
Leicht kühlende, erfrischende Nahrungsmittel wie Reis, Äpfel, Birnen, Zucchini können durch Kochen oder Zugabe von Gewürzen in den neutralen Bereich verschoben werden.
Fazit:
Jedes Nahrungsmittel hat eine erfrischende, kühlende, ausgleichende, wärmende oder erhitzende Wirkung auf uns.
Daher ist es wichtig, die eigene Konstitution zu kennen (kühl, hitzig, ausgeglichen), um die richtigen Nahrungsmittel zu wählen.
Es gibt für jeden Menschen die geeignete Ernährungsweise, abhängig von der individuelle Konstitution, der Jahreszeit und den klimatischen Verhältnissen.